Multidisziplinäres Leitungsteam

Das Leitungsverständnis des ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main ist ein kollaboratives, partizipatives, das auch die Produktionsleitung auf der Gesamtleitungsebene ansiedelt. Das alternative Leitungsmodell ermöglicht Mitgestaltung und erweist sich als wirkmächtig. Es macht sehr viel Freude, neben so großartigen Kolleginnen zum Gelingen beitragen zu dürfen.

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Ich lasse jetzt los…

Heute wurde es besiegelt. Deine Küche wird es nicht geben.

Zweieinhalb Jahre habe ich an meinem Gründungsvorhaben gearbeitet, mit Unterstützung vom Kompass Existenzgründungszentrum einen sachkundigen Businessplan geschmiedet, den Banken gelobt haben. Allein der Textteil (mit Pandemie-Notfallmanagement) umfasst über 50 Seiten. Wunderbare Menschen haben an meinen Plan geglaubt und mich unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Und da die KFW-Bank tatsächlich Kredite dafür bereitstellte, ist das schon ein Beleg dafür, dass das Ganze Hand und Fuß hatte. Ein Cateringvorhaben finanzieren zu wollen – während Corona – das war nicht selbstverständlich.
Liebe alle wundervolle Menschen, die ich jetzt noch nicht persönlich gesprochen habe, Institutionen, bei denen ich noch nicht vorgesprochen habe – das kommt alles noch. Der Abschied von meinem nachhaltigen Catering Deine Küche braucht Verarbeitungszeit und das Loslassen passiert Schritt für Schritt.

Am Ende stimmte das Timing nicht mehr. Die längste Zeit suchte ich nach einer Großküche, in die ich nicht noch Tausende Euros Sanierungskosten stecken müsste, um eine EU-Zulassung dafür zu bekommen. Zwei Jahre heftete ich mich an meine Traumküche, mit so viel Hoffnung und Rückschlägen, dass es manchmal kaum auszuhalten war. Über diverse Kanäle eruierte ich Alternativen: Makler, Netzwerke wie den Frankfurter Ernährungsrat, sämtliche Wirtschaftsförderungen im Rhein-Main-Gebiet, Lebensmittelkontrolleure des Gesundheitsamtes, Gastrotechniker, Lieferanten für die Gemeinschaftsverpflegung, DEHOGA, Internetanzeigen etc. Sogar die Stadt Wiesbaden prüfte ihre Möglichkeiten in einer Schulküche, denn tatsächlich ist der Bedarf an Kita- und Schul-Caterern da! Freundlich erwähnen, auch wenn es am Ende nichts wurde, weil der Umbau deutlich zu teuer gewesen wäre, möchte ich die Evangelische Hochschule Darmstadt. Dort haben sich Entscheider sehr um eine Ermöglichung bemüht, denn sie sahen das Potenzial des Konzepts.

Es endet in Kürze die Abruffrist für die Kredite. Auch wenn das Marketing in den Startlöchern steht und die Vorverhandlungen für die Programmierung des Bestellsystems fortgeschritten waren, lässt sich ein so komplexes Vorhaben samt Akquise, Beschaffung von Geräten, Umbaumaßnahmen, die ganzen administrativen Vorbereitungen, Genehmigungen etc. etc. nicht in wenigen Wochen bewerkstelligen. Schon gar nicht ohne einen Mietvertrag. 😉

Weitere Erschwernisse kommen seit Beantragung der Kredite hinzu:
1) Angespannte Personalsituation im Bereich Gastronomie, auch wenn laut Statistischem Bundesamt Caterer und Verpflegungsdienstleister in puncto Personal vergleichsweise am besten bislang durch die Krise gekommen seien. (Pressemitteilung Nr. N 001 vom 14. Januar 2022: Corona-Krise: Zahl der Beschäftigten in der Gastronomie geht deutlich zurück)
2) Gestiegene Lebensmittelpreise, weshalb Caterer landauf, landab höhere Zuschüsse von Kommunen fordern. Bsp.: Hamburg: Bislang bezahlen die gut 200.000 Schülerinnen und Schüler für ein Mittagessen an den Schulen 4 Euro, ab August 4,15 Euro. Nach Angaben der IHC (Initiative Hamburger Caterer), die rund 70 Prozent der Schulen versorgt, sind jedoch 4,50 Euro pro Essen nötig, um die extremen Preissteigerungen abzufedern. (in: NDR, 17.6.22: Steigende Preise: Hamburgs Schul-Caterer fordern Ausgleich) oder Berlin/Brandenburg: «Die Einkaufspreise sind in den vergangenen Monaten um 20 bis 35 Prozent gestiegen. Das war beim Abschluss der Ausschreibungen überhaupt nicht vorhersehbar gewesen», sagte Ralf Blauert, Vorsitzender des Verbands Deutscher Schul- und Kita-Caterer, der Deutschen Presse-Agentur. (in: Zeit online, 22.6.22: Schul- und Kitaessen: Anbieter wollen Preise nachverhandeln). Diese Probleme berichteten mir auch Expert*innen für Kita- und Schulcatering im Rhein-Main-Gebiet.
3) Gestiegene Energiepreise und mögliche Engpässe. Die Entwicklung ist aufgrund des Ukraine-Krieges kaum vorhersehbar.
4) Lokale und regionale Dürre und Hitze: Da das Catering Deine Küche vor allem mit lokaler und regionaler Landwirtschaft als Direktlieferanten zusammenarbeiten wollte, ist es auch abhängig von den lokalen und regionalen Erträgen und landwirtschaftlichen Entwicklungen.
5) Wieder ansteigende Corona-Zahlen, bei denen die Politik nicht ausschließen möchte, auch wieder Kitas und Schulen zu schließen. Konzeptionell war mein Plan, etwa nach einem Jahr auch Senior*innen zu bekochen. Aufgrund der Entwicklungen hätte ich von Anbeginn diese Zielgruppe mit erschließen müssen.

Wäre ich bereits am Markt, bin ich sicher, dass ich die Schwierigkeiten zusammen mit einem großartigen Team, das Deine Küche gewesen wäre, gemeistert hätte. Als Start-up mit einem vergleichsweise kleinen Startkapital gibt es jedoch keine Spielräume für so viele Unwägbarkeiten.

Ziemlich viel Geld habe ich aus eigenen Mitteln investiert. Nebenbei habe ich voll gearbeitet, denn sonst wäre das finanziell kaum möglich gewesen. Mit dem Geld und der Zeit für Deine Küche hätte ich eine Weltreise machen können. Sogar einen Lieblingsjob habe ich dafür aufgegeben, weil zwischendurch alles zum Greifen nahe schien. Wer weiß, vor was ich jetzt beschützt werde. Sehr viel durfte ich lernen und ich habe es versucht! Ich hätte nicht damit leben können, es nicht versucht zu haben. „In Gründung“ sein gehört für mich zu den besten Gefühlen, die das Leben zu bieten hat. Noch toller wäre es gewesen, Inhaberin eines Caterings zu sein, das kein Greenwashing betreibt, sondern eine klimaverträgliche und gesunde Gemeinschaftsverpflegung gestaltet.

Ich sage ein riesengroßes DANKESCHÖN an alle, die beteiligt waren, mitgedacht und mitgefiebert haben, die Daumen gedrückt, vor allem auch schon konkrete Arbeit geleistet haben.
Das Logo habt ihr schon oben gesehen… den Flyer lasse ich euch noch hier… von der wundervollen Lene Husch gezeichnet.

Die Marke ist geschützt.

Meine Fotografie von Song Dongs „Doing Nothing Garden“ im Band „Das Bild der Jahreszeiten im Wandel der Kulturen und Zeiten“

Auf Seite 384 (Bildnachweis Seite 388) findet sich ein Foto, das ich auf der Documenta 2012 in Kassel gemacht habe. Bild 16: Song Dong: Doing Nothing Garden, 2012, Kassel, Documenta 13

in: „Das Bild der Jahreszeiten im Wandel der Kulturen und Zeiten“, herausgegeben von Thierry Greub, erschienen in der Reihe Morphomata, Wilhelm Fink Verlag Paderborn, 1. Aufl. 2013, ISBN:978-3-7705-5527-7

http://www.morphomata.uni-koeln.de/site/assets/files/2207/full-morphomata07.pdf

Das „Internationale Kolleg Morphomata: Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „Freiraum für die Geisteswissenschaften“ als eines von zehn Käte Hamburger Kollegs seit 2009 gefördert. Mehr: http://www.morphomata.uni-koeln.de/kolleg/uber-morphomata/

1. Mai – Tag der unsichtbaren Arbeit

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(Römerberg Frankfurt am Main, 1. Mai-Kundgebung, Aktion der Initiativgruppe Bedingungsloses Grundeinkommen Rhein-Main: http://bgerheinmain.blogsport.de/ (Mitglied im Netzwerk Care-Revolution), Fotos: Dörthe Krohn)

Beim diesjährigen taz.lab sagte eine Zuhörerin bei einer Veranstaltung zum Thema gender-gerechte Sprache, das schlimmste sei, Menschen als arbeitslos zu bezeichnen. Niemand in diesem Land sei arbeitslos. Vor allem Frauen sind es, die nach wie vor die meist schlecht oder unbezahlte Reproduktionsarbeit leisten. Arbeiten sie etwa nicht?  „In westlichen Ländern arbeitet jede zweite Frau“, weiß die F.A.Z., und was macht die Hälfte der Frauen, die nicht „arbeitet“?
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaft-in-zahlen/grafik-des-tages-in-westlichen-laendern-arbeitet-jede-zweite-frau-13565849.html

Arbeit wird mit Lohnarbeit gleichgesetzt; wenn von Arbeitslosigkeit gesprochen wird, ist Erwerbslosigkeit gemeint. Ehrenamtliche Arbeit wird als Dienst für die Gemeinschaft wertgeschätzt, aber was ist mit den nicht-bezahlten Tätigkeiten im häuslichen Bereich? Was ist mit den Leistungen, die von Angehörigen alltäglich für die Pflege und Versorgung von Kindern, Menschen mit Handicap, Kranken oder Älteren erbracht werden? Ist die Erziehung und Versorgung von Kindern und Jugendlichen zwischen den Kita-, Schul- oder Ausbildungszeiten keine Arbeit?

Welchen gesellschaftlichen Wert hat umsorgende Arbeit? Berufe im Sozial- und Gesundheitsbereich sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in der Regel schlecht bezahlt und die Erwerbstätigkeiten werden immer häufiger in prekären Beschäftigungsverhältnissen ausgeübt. Effizienzgebot, Kostendruck und Zeitstress sind Folgen von Kürzungen im Sozial- und Gesundheitswesen. Die Arbeitsbelastungen nehmen stetig zu.

Was das Gesundheitssystem und Institutionen nicht mehr leisten (können), wird in die Familien verlagert. Hier werden enorme Anstrengungen unternommen, alle Arbeiten irgendwie zu schaffen: Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung, Altenpflege…. Alleinerziehende müssten sich mindestens verdoppeln, um gleichzeitig ein Einkommen zu erwirtschaften und die Betreuung von Angehörigen zu meistern. Wer theoretisch erwerbsfähig ist muss sich „arbeitslos“ melden (Statusverlust, Hartz IV-Lebensstandard, Meldepflichten inklusive) auch, wenn sie/er beispielsweise rund um die Uhr ein schwerbehindertes Kind pflegt.

Den sich zuspitzenden familiären Krisen (Häusliche Angehörigenpflege, (Un-)Vereinbarkeit Beruf und Familie) und Problemen in den Institutionen wie Krankenhäusern, Altenheimen, Pflegediensten, Kindergrippen etc. will eine Care-Bewegung entgegentreten.

Unter dem Stichwort „Care” werden seit den 1970er Jahren von Feministinnen politische, philosophische und wirtschaftliche Alternativen entwickelt und diskutiert, die das Leben und seine Erhaltung in den Mittelpunkt stellen. Das englische Wort “Care”, das ins Deutsche übersetzt Fürsorge, aber auch Achtsamkeit, Obhut, Pflege und Umsicht bedeutet, steht dabei zum einen für das Bewusstsein von Abhängigkeit, Bedürftigkeit und Bezogenheit als menschliche Grundkonstitutionen, und zum anderen für konkrete Aktivitäten von Fürsorge in einem weiten Sinne. Es geht um ein „Sorgen für die Welt”, und zwar nicht nur durch pflegerische und sozialarbeiterische Tätigkeiten oder Hausarbeit im engen Sinn, sondern auch durch den Einsatz für einen kulturellen Wandel. (aus: „ABC des guten Lebens“, https://abcdesgutenlebens.wordpress.com/category/care/)

Das Care-Revolution-Netzwerk bringt professionelle, angestellte ebenso wie „unsichtbar“ und ohne Lohn pflegende und erziehende Menschen, aber auch Patient_innen und Kund_innen aus unterschiedlichen Feldern zusammen: Hausarbeit, Gesundheit, Pflege, Assistenz, Erziehung, Bildung, Wohnen und Sexarbeit. Langfristig strebt das Netzwerk neue Modelle von Sorge-Beziehungen und eine Care-Ökonomie an, die nicht Profitmaximierung, sondern die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum stellt, und die Sorgearbeiten und Care-Ressourcen nicht nach rassistischen, geschlechtlichen oder klassenbezogenen Strukturierungen verteilt. Netzwerkhomepage: http://care-revolution.org/

Neben Verdi- und GEW-Gruppen gehören u.a. das Denknetz Schweiz, Attac-Arbeitsgruppen und die Initiative gegen Armut durch Pflege zu dem bundesweiten Zusammenschluss von über 70 Gruppen und Personen. Ich gehöre als Einzelperson dem Netzwerk an.

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Inklusive Post-2015-Agenda

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Als Botschafterin der Setz-ein-Zeichen!-Kampagne der Christoffel Blindenmisson  sammle ich Unterschriften für weltweit eine Milliarde Menschen mit Behinderung. Die Unterschriften sollen den Bundesentwicklungsminister daran erinnern, dass er sich dafür stark macht, dass Menschen mit Handicap in der Post-2015-Agenda der Vereinten Nationen (Nachfolgevereinbarungen der Millenniums-Entwicklungsziele) berücksichtigt werden:

– Menschen mit Behinderungen müssen ausdrücklich in allen für sie relevanten Zielen der neuen Entwicklungsagenda beachtet werden.
– Diese Ziele müssen mit konkreten Indikatoren hinterlegt werden.
– Die Datenerfassung muss Menschen mit Behinderungen berücksichtigen.
– Gleichheit und Nichtdiskriminierung müssen durchgehend in der Agenda verankert sein.
– Die Agenda muss im Einklang mit der UN-Behindertenrechtskonvention stehen.

Ich freue mich über Ihre Unterschrift! Bitte hier entlang:
http://www.setz-ein-zeichen.org/DoertheKrohn#unterschreiben

Weiterlesen…

Infos zur Post-2015-Entwicklungsagenda vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/ziele/ziele/millenniumsziele/index.html

Zur Rolle des Themas Behinderung in der Post-2015-Debatte, von Gabriele Weigt (Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V.): http://www.bezev.de/fileadmin/Neuer_Ordner/Post2015/Behinderung_in_Post2015_G.Weigt.pdf

Was die Christoffel-Blindenmission politisch erreichen will: https://www.cbm.de/unsere-arbeit/politische-arbeit/Aktiv-fuer-eine-inklusive-Post-2015-Agenda-450619.html

Infos UN-Milleniums-Entwicklungsziele (bis 2015): http://www.unric.org/html/german/mdg/index.html